Trockene Quellen

Dragutin Tadijanović hat in seinem Nachwort zur Erstveröffentlichung von Isušena kaljuža 1957 einiges zur Geschichte von Manuskript und Typoskript geschrieben. Und zu den Gründen, warum es so lange gedauert hat, bis der Roman gedruckt erschien. Im folgenden referiere ich, was einige der Fragen in zweien meiner früheren Blogeinträgen erhellt.

Jurišićeva 18, Zagreb: Im zweiten Stock dieses Hauses gegenüber der Hauptpost hat Janko Polić Kamov der Bildunterschrift zufolge seinen Roman begonnen. Von wann und wem das Foto ist, ist nicht vermerkt. Aus Kamovs gesammelten Werken Bd. 2, s.u., S. 351

Im Einzelnen:

Polićs Manuskript liegt seit 1925 in der NSK, von Anfang an unter der Signataur R3008. Der Nationalbibliothek übergeben hat es Julije Benešić, der sich 1913 als Redakteur der Gesellschaft kroatischer Schriftsteller (DHK) für den Abdruck des Romans interessierte und es deswegen von Vladimir Čerina bekam. Der wiederum hatte das Manuskript von Janko Polićs Bruder Vladimir Polić erhalten. Čerina verfasste die erste Monografie über Kamov (Rijeka 1913): Kapitel V und VI befassen sich mit Isušena kaljuža. Danach erschien lange nichts an Sekundärliteratur.

Das Wort „Kaljuža“ auf Seite 1 von Polićs Manuskript fügte Franjo Fancev hinzu, 1925 Leiter der Universitätsbibliothek. Und auf dem Umschlag des Papierbündels vermerkte er fälschlich als Autor Nikola Polić Kamov, Jankos jüngeren Bruder, der zwar auch schrieb, sich aber nicht das Pseudonym Kamov zugelegt hatte.

Das Typoskript im Archiv der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste ist älter, als ich dachte, und entstand bereits 1938. Auch die redaktionellen Eingriffe sind aus dieser Zeit. Ljubo Wiesner wollte den Roman so durch die Zensur bringen, vergeblich.

((Wobei ich das nicht so richtig glauben kann, die Änderungen erscheinen mir als rein stilistischer Natur.))

Wiesner gab das Typoskript daraufhin eben jenem Nikola, Jankos jüngerem Bruder, und der vermachte es 1948 dem Literaturinstitut der Akademie. Zusammen mit den Manuskripten, die ich mir dort ansehen konnte.

Von wem die Bleistift- und Buntstiftkorrekturen im Manuskript R3008 sind, wusste Tadijanović vermutlich selbst nicht.

Woher der Titel Isušena kaljuža kommt, schreibt er nicht, nur ist er auf jeden Fall nicht von ihm, bereits Vladimir Čerina besprach den Roman unter diesem Titel.

Da Janko Polić den ersten Teil des späteren Romans selbst Verlagen anbot, wenn auch vergeblich, wäre dieser im Erfolgsfall wohl unter dem Titel Na dnu, also Am Boden erschienen, den er aufs Manuskript schrieb. Der Redakteur sollte es bei Ablehnung an die Jurišićeva 18, II. Stock, Zagreb, schicken. Das hat er unten auf dem letzten Blatt des ersten Teils vermerkt.

Und vielleicht hatte er die Zeile unter dem geschnörkelten Na dnu, die später (?) mit Bleistift durchgestrichen wurde, als Untertitel gedacht: „Kommentar zu einer unveröffentlichten Gedichtsammlung“.

Alle Angaben nach Dragutin Tadijanović, Anmerkungen zu Band 2 der Gesammelten Werke, in Janko Polić Kamov: Isušena kaljuža, Izdavačko poduzeće Otokar Keršovani, Rijeka 1957, Sabrana Djela Janka Polića Kamova, Svezak drugi, S. 343-349

Was Dragutin Tadijanović 1957 im Nachwort zur Erstausgabe von Isušena Kaljuža zu den zuvor aufgeworfenen Fragen geschrieben hat.
So sieht die Jurišićeva 18 in Zagreb heute aus. Das Türmchen auf der Ecke dürfte dem 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen sein, aber im Großen und Ganzen ist es unverändert. Und die Hauptpost ist immer noch gegenüber.

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