Übersetzerbarke 2022 an Sabine Baumann

Heute im Übersetzerzentrum auf der Buchmesse bekam meine Lieblingslektorin – Dr. Sabine Baumann, leitende Lektorin bei Schöffling & Co. – eine Auszeichnung des VdÜ überreicht: die Übersetzerbarke. Der Verband deutschsprachiger LiteraturübersetzerInnen würdigt mit diesem Preis Menschen aus der Buchbranche, die sich besonders für unsere Belange einsetzen.

Und dass das auf Sabine Baumann zutrifft, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Es ist eine wunderbare Zusammenarbeit mit ihr am Manuskript. Mit unbestechlicher Professionalität spürt sie die Stellen, an denen es hakt, zuverlässig auf, egal, ob ich zu sehr am Original kleben geblieben oder im Sprachregister verrutscht bin oder etwas nur halb oder falsch verstanden oder ein Sachproblem nicht bis zum Ende recherchiert habe oder was mir an Klöpsen bei aller Sorgfalt dann doch unterläuft. Sie bewahrt mich – und sicher auch all die anderen, die mit ihr zusammenarbeiten – vor der Betriebsblindheit, die sich fast unvermeidlich einstellt, wenn man so eng und intensiv mit dem Original befasst ist. Und weil sie nicht in Krümeln krümelt, finden sich ihre Anmerkungen alle zehn, zwanzig Seiten mal eine, mal zwei, zeitökonomisch also super, und betroffen sind oft auch Stellen, bei denen ich selbst schon ein gewisses Bauchgrummeln hatte. Gemeinsam kommen wir dann auf Lösungen, die mir allein nie eingefallen wären: Meistens mache ich es tatsächlich nicht so, wie sie es vorschlägt, sondern anders, aber ohne ihren Input wäre ich nicht drauf gekommen.

Und auch das ist wunderbar: Nicht nur die neuralgischen Punkte spürt sie auf, sie registriert genau so, was besonders gelungen ist, und lässt es mich – und all die anderen, die … – wissen. Und das tut in einem Job, in dem man extrem selten qualifiziertes Feedback zu konkreten Problemlösungen kriegt, extrem gut.

Sabines Engagement geht aber weit über das hinaus, was eben zu ihrem Job gehört. Sie kommt ja selbst vom Übersetzen, hat eine Zeitlang als Freelancerin z.B. Nabokov übersetzt, hat sich in ihrer Doktorarbeit mit sehr speziellen, nämlich Nabokovs Selbst-Übersetzungen beschäftigt, ist im Übersetzerverband aktiv, gibt die Verbandszeitschrift mit heraus, sorgt für die angemessene Platzierung der ÜbersetzerInnennamen auf Titelei und Schutzumschlag, gibt ihre Erfahrungen in Seminaren weiter …

Also: Hochverdient, dieser Preis, mein allerherzlichster Glückwunsch!!

Und hier noch ein paar Impressionen von der Veranstaltung:

Marieke Heimburger, Vorsitzende des VdÜ, erwähnte in ihrer Laudatio neben anderem ähnliche Punkte.
Die eigentliche Preisverleihung: Dotiert ist er mit einem eigens für diesen Anlass angefertigten Kunstwerk, dieses Jahr ein Bild der Düsseldorfer Künstlerin und Lyrikerin Johanna Hansen.
Dr. Sabine Baumann während ihrer Dankesrede, mit ÜbersetzerInnen-„namedropping“ – das kommt wirklich nicht so oft vor …

Soviel live von der Buchmesse Frankfurt 2022!

PS. Meine hohe Meinung von Sabine Baumann habe ich übrigens schon früher hier zum Ausdruck gebracht.

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