In der Übersetzung von Latica Bilopavlović Vuković (Danke!!) ist seit heute mein Beitrag zum Blog der DHKP online.
Als ich sie von unterwegs anschauen wollte, schaltete sich ungefragt Google Translator ein und lieferte eine deutsche Rückübersetzung (seufz: Ich habe mein Mobiltelefon nicht im Griff). Das versetzte mir kurzzeitig einen Riesenschreck: Solch perfekten Nonsense bringt kein Mensch zustande …
Die Grundidee zu diesem Beitrag habe ich bereits in einem Blog auf meiner eigenen Seite angeschnitten. Hier die Originalfassung des Beitrags für
Zapisi sa Svačke …
… heißt dieser Blog, also Notizen vom Svačke, und Svačke steht als Kurzform für die Adresse des DHKP in Zagreb: Trg kralja Petra Svačića, Platz vom König Peter Svačić.
Der kommt auch in dem Roman vor, wegen dem ich mich um das Residenzstipendium beworben hatte: Isušena kaljuža von Janko Polić Kamov. Er kommt direkt vor als Figur, die für ein bestimmtes Ereignis in der kroatischen Geschichte steht.
Und er könnte in meiner Übersetzung zusätzlich an einer Stelle vorkommen, an der auf dasselbe Ereignis angespielt wird, sein Name jedoch nicht fällt. Denn ich bin einigermaßen ratlos, wie ich den Terminus historicus übersetzen sollte, den Kamov von Tade Smičiklas übernimmt: posljedni kralj narodne krvi.
In dem Epitheton – posljedni kralj narodne krvi – sind Ideen sprachlich geronnen, verfestigt, in einer Formel verschweißt, die die Geschichte vorangetrieben haben. Es entfaltete historisch gesehen und nicht zuletzt auch buchstäblich Sprengkraft.
Der König, der da im kroatischen Wikipedia-Artikel über ihn auch heute noch als „posljedni kralj narodne krvi“ bezeichnet wird, verschwimmt im Nebel der Geschichte. Nach meinen Recherchen lässt sich außer seinem gewaltsamen Ende 1097 in einer Schlacht gegen die Ungarn und dass er nie gekrönt wurde praktisch nichts Sicheres über sein Leben sagen.
Gekrönt wurde er nicht, weil nicht alle in Kroatien mit ihm als König einverstanden waren.
Und zum letzten seiner Art wurde er, weil in Kroatien ab 1097 bis 1918 ungarische Monarchen auf dem Thron saßen. Noch unter den Habsburgern lief der Draht nach Wien über Budapest.
Auch deswegen wurde Svačić Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Projektionsfläche für nationale Unabhängigkeitsbestrebungen. Als der letzte kroatische König kroatischen Blutes. Als solcher hat er seinen Platz in Kamovs Roman.
Dass mein Übersetzungsproblem vor allem mit der deutschen Geschichte zu tun hat, mit der Tatsache, dass Blut und Volk in meiner Sprache extrem belastete Begriffe sind, muss ich nicht erklären.
Am Ende werden es zwei Worte oder ein unauffälliger kurzer Satz in meiner Übersetzung sein. Denen wird und darf man die Stunden um Stunden Recherche und Gesprächen und Nachdenken nicht mehr ansehen.
Schon witzig, dass ich drei Wochen an einer Adresse gewohnt habe, die eins der kniffligsten Probleme der Übersetzung betrifft, an der ich dort arbeitete …