Rauhnächte

Neue Figuren entstehen, und wieder einmal sind textile Elemente der Ausgangspunkt: meine Faszination für Biedermeier-Strickmuster. Es sind Partituren der Ornamentik, ich kann sie nicht vom Blatt lesen, sondern muss sie nachstricken. Das wölbt und krümmt sich und springt lustig hin und her; spannend ist die strukturelle Dimension, die sich in der Umsetzung der Anleitung entwickelt, und immer wieder überraschend, wie sich aus vermeintlich flächigen Strickmustern Dreidimensionalität ergibt.

Zu ihrer Zeit wurden derartige Muster wohl bei Tageslicht gestrickt, heute sind dank Kunstlicht lange Winterabende dafür perfekt. Insbesondere die Raunächte mit ihrer eigenartigen Stimmung, ihren Geschichten von Epiphanie, drei Königen, Hirten und Nahost, diese Zeit der Feste, der Kälte und Dunkelheit. Und der Kriege.

Ausschnitt im doppelten Sinn
Sekt- und Cidre-Flaschen als provisorischer Kleiderhalter – die perfekte Rundung

Die Strickanleitungen fand ich in Büchern, die zwischen 1830 und 1850 erschienen und online als Digitalisate der Bayerischen Staatsbibliothek zur Verfügung stehen. Besonders ergiebig fand ich die Musterhefte von Juliane Pauker.

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