Kopfschnitt

Er tut nicht weh, wird mit scharfer Klinge durchgeführt und zeitigt ein glattes, abschließendes Ergebnis.

Und klingt martialisch. So martialisch wie Augen ausstechen – was ich bei Kartoffeln regelmäßig mache. Dass Kartoffeln überhaupt Augen haben, scheint sich von der Ähnlichkeit platzender Reben- und Baumknospen mit dem Augenaufschlag herzuleiten, die dann auf andere Keimstellen übertragen wurde. Oder weil sie, wie die Augen eines Würfels, gut sichtbare Punkte im hellen Fleisch eines geschälten Erdapfels sind.

Leicht angestaubte Bücher im Regal, von schräg oben fotografiert
Belegexemplare und Originalausgaben, nach denen ich übersetzt habe, aus meiner Anfangszeit als freiberufliche Literaturübersetzerin

Der Kopfschnitt jedenfalls kommt aus der Sprache der Buchbinder – der Buchblock wird erst im Rücken geheftet, dann an den anderen drei Seiten beschnitten.

Was später im Regal einstaubt, ist der Kopfschnitt.

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