Auch ein Witz

Warum ändern Substantive ihr Geschlecht? In Wiesbaden, Dörnberg und Hofheim am Taunus existiert der Straßenname „In der Witz“. In Saarbrücken kann man „Auf der Witz“ spazieren gehen. Der Witz war einmal weiblich.

Bei den Grimms (DWb, Bd. 30, Sp. 861) nachzulesen: Im Hoch- und Spätmittelalter war wizze ausschließlich weiblich, ab der Barockzeit erscheint daneben die männliche Form, Anfang des 18. Jahrhunderts war die Witz tot, eine Randnotiz in Wörterbüchern.

Warum passiert so etwas? Hängt es mit einer Bedeutungsverschiebung zusammen? Die von der, die noch in „gewitzt“ erhalten ist, hin zu Jux und Zote kam später und kann nicht die Ursache sein.

Käme noch die von Verstand, Klugheit hin zu schnelle Auffassungsgabe, Scharfsinn in Frage: Die Spur ist heiß.

eine neue aufgabe fällt dem worte im 17. jh. zu, als das gesellschaftlich-literarische ideal des bel esprit, ‚des aufgeweckten, artigen kopfes‘ aufkommt. witz wird unter einflusz des franz. esprit und des engl. wit bezeichnung für die gabe der sinnreichen und klugen einfälle. weil man auf literarischem gebiete das wesen der dichtung in solchen einfällen sieht, wird witz in der ersten hälfte des 18. jhs. geradezu bezeichnung des dichterischen vermögens überhaupt.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB>, abgerufen am 29.10.2021.

Da hat wohl der Esprit der Witz nicht nur die Bedeutung, sondern auch sein Geschlecht vermacht.

Und weil wir ja immer noch Witz haben und den auch brauchen, um einen Witz zu reißen, ist Witz ein Teekesselchen.

Und außerdem war Witz eine Interjektion, so im Sinn von „wusch“ in „wusch, weg war er.“ Am Ende war die Witz für die EinwohnerInnen von Wiesbaden, Dörnberg und Hofheim am Taunus eine Abkürzung von a nach b und nichts weiter sonst.

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