Namen bleiben, wie sie im Original sind, das ist heute Konsenz in der Übersetzercommunity. Und wenn LeserInnen noch so verloren sind ob der Aussprache – solange das Original mit unserem Alphabet geschrieben wurde, wird auch die Schreibung nicht verändert.
Spitznamen sind ein Spezialfall, nicht nur weil gerade in slawischen Sprachen der Rufname für uns oft kaum noch wiedererkennbar ist und es dann Verwirrung bei den handelnden Personen gibt.
Ich bin eben in einem längst fertig geglaubten Teil meiner Übersetzung von Janko Polić Kamovs Isušena Kaljuža über die Mita gestolpert. Mita wird als geistig zurückgeblieben beschrieben und hat einen Sprachfehler, sie kann das c nicht aussprechen – c wird wie das deutsche z ausgesprochen, also steht bei mir z, nicht c.
Mita, ihren Spitznamen, verdankt sie einem Sprachfehler; eigentlich wäre die Koseform Mica, also Miza. Und der Sprachfehler liefert die Pointe der kleinen Geschichte, die Arsen Toplak, Kamovs Held, in einer Rückblende erzählt. Und dafür ist der Spitzname wiederum wichtig.
Deswegen überlege ich jetzt, ob ich aus Mita Miti mache: Denn so wäre es wohl im Deutschen, und Mici/Mitzi klänge im Kroatischen auch nicht sonderlich gezwungen (glaube ich), schon gar nicht 1905, wo der österreichische Einfluss noch unmittelbar durchschlug.
Das ist in dem Fall mein Kriterium – nur wenn die Anpassung bei der kroatischen Leserschaft glatt durchrutschen würde, erlaube ich sie mir. Ansonsten traue ich meinem deutschen Publikum durchaus zu, dass es den Witz bei der Sache mitkriegt. Aber warum sollte ich es ihm schwerer als nötig machen? Romanlektüre soll schließlich auch Spaß machen und nicht zum geistigen Hürdenlauf ausarten.
Ich werde Helen anrufen und dann entscheiden.
Ohne die Freundschaft, die aus unserer gemeinsamen Leitungsverantwortung für die BKS<>Dt-Vice-versa-Werkstätten erwachsen ist, läge mir sowieso noch so manche Nuss ungeknackt im Magen (total schiefes Bild, bewusst stehengelassen, weil ich an der Übersetzung weiterarbeiten will).
Danke, Helen!