Inzwischen arbeite ich längst am nächsten Auftrag. Für den Suhrkamp Verlag übersetze ich das – inzwischen – vorletzte Buch von Miljenko Jergović, im Original Trojica za Kartal, auf Deutsch wird es Das verrückte Herz heißen und soll im Herbst erscheinen.
Und künftig werde ich hier gelegentlich, wenn mir eine typische Situation unterkommt, in denen sich das Original einer Übersetzung erst einmal entzieht und nur auf Umwegen zu übertragen ist, am Beispiel zeigen, mit welchen Schwierigkeiten sich LiteraturübersetzerInnen bei ihrer Arbeit herumschlagen.
Pozdravi i ti njih, rekao je, i poselami ih.
Miljenko Jergović, Trojica za kartal, Zagreb: Bodoni 2022, S. 173
Pozdraviti heißt grüßen, und poselamiti heißt grüßen. Das eine ist Kroatisch und Serbisch, das andere hat einen muslimischen Einschlag (man denke an Salam aleikum). Die muslimische Komponente ist im Kontext der Geschichte wichtig, denn es ist Gott, der grüßen lässt – warum und wieso, das hier auszuführen, würde zu weit führen, im Herbst wird es sich auf Deutsch nachlesen lassen – und Gott grüßt katholisch und orthodox und muslimisch und wahrscheinlich auch jüdisch, aber das spielt in dieser Erzählung gerade keine Rolle.
Im Deutschen kann ich ihn grüßen lassen.
Irgendwas mit Salam aleikum zu basteln wäre aus meiner Sicht völlig daneben. Viel zu aufgesetzt.
Mal sehen, ob und wenn ja was mir dazu einfällt …
Das ist eine exemplarische Schwierigkeit beim Übersetzen von Jergovićs Büchern, denn er nutzt die sprachliche Vielfalt seiner Länder gern und elegant, um Figuren und Situationen ohne viel Federlesen zu charakterisieren.