Giggeln geht nicht

Wörter haben ein gefühltes Alter. Manche kommen so angestaubt daher, dass ihr Anblick in der Kehle kratzt; andere wirken so hip, so sprech, darumb sie auch neuzeitlich genennet werden. Mit solchen An- und Zumutungen lassen sich in literarischen Übersetzungen ebenso wie anderen Werken Epochen und zeitlicher Abstand evozieren.

Mit der Übersetzung von Janko Polić Kamovs Isušena kaljuža bewege ich mich in einer Zeit, die uns noch relativ nah ist – die Nuller Jahre des 20. Jahrhunderts. Und weil das Gefühl nicht immer weiterhilft, was das Alter der Wörter betrifft, habe ich für mich eine Funktion entdeckt, die ich bisher links liegen ließ: Statistik.

Zu jedem Eintrag hält das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache ein Diagramm bereit, wie oft das Wort seit 1600 verwendet wurde. Giggeln zum Beispiel ist erstmalig 1976 dokumentiert, scheidet für meine Zwecke also aus.

Ich will den Text weder mit Patina versehen noch in unsere Zeit holen, will den Abstand weder betonen noch verwischen. Denn nur dann kommt die Modernität des Romans richtig heraus. Deswegen setze ich zum Beispiel das damals noch unangefochtene Dativ-e nur ganz sparsam ein. Und lasse brav kichern, weil giggeln nicht geht.

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