Es gibt Wörter, deren direkte Übersetzung ungewollte Bezüge herstellen würde, und manchmal kommen sie deshalb mit dem jeweiligen Trend ins Deutsche. Zum Beispiel Empowerment.
Empowern heißt soviel wie Menschen die Fähigkeiten und das Selbstbewusstsein zu vermitteln, mit denen sie das eigene Leben selbstbestimmt leben können. Rein vom Wortlaut würde also Ertüchtigung ganz gut passen. Aber der Begriff riecht nach Kasernierung, Turnstundendrill und gellenden Pfiffen aus Trillerpfeifen, eine Konnotation, die so gar nicht zum Gedanken der Stärkung von persönlicher Autonomie passen mag. Weswegen das Wort für lange Zeit in der Mottenkiste des Sprachschatzes verschwand.
Jüngst hat es Boris Pistorius herausgeholt und abgestaubt. Mal sehen, ob er es damit wieder für den allgemeinen Sprachgebrauch ertüchtigt …
Und dann gibt es noch eine andere, ganz direkte und eigentlich sehr naheliegende Übersetzung. Aber die ist aus anderen Gründen buchstäblich verbrannt – mit jenem Gesetz, das am 23. März 1933 im Deutschen Reichstag diskutiert wurde und einen Tag später in Kraft trat.
Selbst im DWDS wird diese Übersetzung nur mit einem Zusatz als Synonym zu Empowerment genannt: Selbstermächtigung.
Abgesehen von dem historischen Hintergrund wirft sie ein Schlaglicht auf die Problematik des Begriffs: Letztlich können sich Menschen nur selbst befähigen, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Wie will man sie empowern? Genau so wird der Begriff aber meistens verwendet: Menschen, vorzugsweise Jugendliche, dazu anhalten, eigenständig zu denken, zu handeln, zu fühlen.
Was auch die Ratgeber, von denen ich ein paar in den 1990er Jahren (als der Begriff ins Deutsche einwanderte) übersetzen durfte, versucht haben: die berühmte Hilfe zur Selbsthilfe.
Schon frappant, wie ein Begriff und seine potenziellen Übersetzungen konträre Inhalte verkörpern können.