Ich bin gerade in Belgrad beim Literaturfestival krokodil. Gestern saß ich also im Publikum, während Bora Ćosić auf die Bühne kletterte und anschließend im Gespräch mit Mima, der Moderatorin, über sein vor zwei Wochen bei LOM erschienenes Buch O zanatu prolazničkom (Vom Spaziergängerhandwerk) und Gott und die Revolution redete.
Denn die Moderatorin begann bei einer seiner frühesten Veröffentlichungen, Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution; das Buch sei, erzählte Bora, auf Anregung seiner verstorbenen Frau entstanden, die vermutlich seine ewigen Anekdoten aus der Kindheit nicht mehr hören hätte können, Woraufhin Mima auf die Rolle der Frau hinter jedem berühmten Mann zu sprechen kommen wollte, aber irgendwie schaffte es der Autor, dass Frau und Buch (das im Serbischen ebenfalls weiblich ist) durcheinandergerieten und er am Ende die Lacher auf seiner Seite hatte, denn das Buch sei ja nun nicht ehemalig …
Situationskomik zu übersetzen, merke ich gerade, gehört nicht zu den leichtesten Übungen. Jedenfalls:
Bora wurde frenetisch gefeiert. Der aufrechte alte Mann mit vollem weißen Haar und gepflegtem weißen Vollbart, der seinen Stock auf den Couchtisch vor sich legt, schlagfertig wie immer.
Wer der Sprache mächtig ist: Die hiesige Tageszeitung Politika berichtet in der heutige Ausgabe über Boras Auftritt und erzählt eine leicht differente Version obiger Anekdote.